Ausgabe Nr. 2 – Juli 2025
Ziel dieses Überblicks ist es, eine Analyse der aktuellen Situation auf dem Devisenmarkt der Ukraine und eine Prognose des Wechselkurses der Griwna gegenüber den wichtigsten Währungen auf der Grundlage aktueller Daten zu liefern. Wir betrachten die aktuellen Bedingungen, die Marktdynamik, die wichtigsten Einflussfaktoren und mögliche Entwicklungsszenarien.
Analyse der aktuellen Lage auf dem ukrainischen Devisenmarkt
Die zweite Julihälfte und insbesondere die letzten Julitage brachten eine Reihe wichtiger Ereignisse und Indikatoren mit sich, die den Kursverlauf und die Währungserwartungen für die kommenden Wochen und Monate bestimmen.
Dabei wird die Dominanz externer Faktoren bei der Gestaltung der Kursdynamik auf dem ukrainischen Markt immer deutlicher. Interne Faktoren spielen weiterhin eine Rolle als situative Katalysatoren für kurzfristige Schwankungen, haben jedoch keinen Einfluss auf die allgemeinen langfristigen Trends.
Internationaler Kontext
Zwei wichtige Orientierungspunkte für die globalen Märkte – das BIP der USA für das zweite Quartal und die Zinsentscheidung der US-Notenbank – wurden am selben Tag veröffentlicht und haben zu einer neuen Konstellation der Erwartungen geführt.
Die US-Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um 3,0 % gegenüber dem Vorjahr und übertraf damit deutlich die Prognosen (2,3–2,4 %) und erholte sich nach einem Rückgang von 0,5 % im Vorquartal. Vor diesem Hintergrund reagierten die Märkte wie erwartet: Der Dollar festigte sich, die Renditen von Staatsanleihen stiegen und die US-Aktienindizes legten zu. Dies zeigt, dass der Dollar für eine gewisse Zeit wieder seine Funktion als „Leitwährung” und nicht nur als „Fluchtwährung” zurückgewinnt – was direkte Auswirkungen auf die Märkte der Schwellenländer, darunter auch die Ukraine, hat.
Die Fed hat dabei den Leitzins zum fünften Mal in Folge unverändert bei 4,25–4,50 % belassen. Der Ton der begleitenden Erklärung sowie die geteilten Stimmen im Ausschuss (9–2) deuten jedoch auf eine abwartende, aber nicht mehr einheitliche Haltung der Regulierungsbehörde hin. In der Fed hat sich eindeutig eine Fraktion gebildet, die bereits zu einer Lockerung der Politik neigt. Dies hat die Markterwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung verstärkt – die Wahrscheinlichkeit einer Senkung im September wird auf 68 % geschätzt, was die Voraussetzungen für eine mögliche globale Korrektur des Dollars in den kommenden Monaten schafft.
Vor dem Hintergrund der Nachrichten aus den USA hat der IWF seine globale Prognose aktualisiert und die allgemeine makroökonomische Stabilität bestätigt: Für 2025 wird ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,0 % (+ 0,2 Prozentpunkte) und für 2026 von 3,1 % erwartet. Dabei wurde die Prognose für die USA auf 1,9 % (2025) und 2,0 % (2026) und für die Eurozone auf 1,0 % bzw. 1,2 % angehoben. Die wichtigsten Treiber für den Optimismus sind der schwache Dollar, mildere Handelsbarrieren und die unerwartete Stabilität Chinas, das nach wie vor einer der Motoren der Weltwirtschaft ist. All dies schafft ein positives Umfeld für eine steigende Risikobereitschaft, verändert aber gleichzeitig die Logik der Positionierung der wichtigsten Währungen.
Gleichzeitig geriet der Euro nach dem Abschluss eines neuen Handelsabkommens zwischen der EU und den USA unter kurzfristigen Druck. Die Vereinbarung über einen dauerhaften Zollsatz von 15 % auf die meisten Waren aus der EU in die USA wurde von den Märkten trotz der Vermeidung eines schlechteren Szenarios (30 % Zoll) als Verschlechterung der Bedingungen für europäische Exporte wahrgenommen. Der Euro verlor gegenüber dem Dollar 1 % – der größte Tagesverlust seit Mai. Dies führte zu einer erhöhten Volatilität des EUR/USD-Paares und schlug sich indirekt über die Kreuzkurse auf dem ukrainischen Devisenmarkt nieder.
Langfristige Faktoren, die Druck auf den Euro ausüben und den Dollar stärken könnten, sind ein Abkommen zwischen der EU und den USA im Rahmen der Einigung über Handelszölle, wonach Europa sich verpflichtet, 600 Mrd. USD in die US-Wirtschaft zu investieren, sowie die Verpflichtung der EU, Energieträger im Wert von 750 Mrd. USD aus den USA zu kaufen. Dies bedeutet einen potenziellen Liquiditätsabfluss aus den EU-Volkswirtschaften und die Schaffung einer langfristigen Stütze für den US-Dollar durch die Bildung einer stabilen langfristigen Nachfrage nach ihm, sofern diese Vereinbarungen eingehalten werden. Allerdings könnte die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar aufgrund der damit verbundenen Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Waren und Dienstleistungen der Eurozone zum Motor für das Wachstum der Eurozone werden.
In einem solchen Umfeld nimmt der internationale Einfluss auf den Kurs der Griwna zu, und die Logik des Binnenmarktes hängt zunehmend nicht mehr von der lokalen Wirtschaft ab, sondern von den globalen Erwartungen und Signalen der Zentralbanken der Partnerländer.
Der interne ukrainische Kontext
Auf den ersten Blick sieht der interne Devisenmarkt ruhig aus: Die Nettonachfrage nach Bargeld in US-Dollar ist fast auf null gesunken, die Banken haben genauso viel Bargeld eingeführt wie ausgeführt. Dabei sind die Einfuhren von US-Dollar um 17 % zurückgegangen, während der Anteil des Euro an den Einfuhren gestiegen ist (+ 2 % im Juni).
Dies bestätigt, dass die Verlagerung der Präferenzen der Bevölkerung und der Unternehmen zugunsten des Euro bereits ein stabiler Makrotrend ist und signalisiert auch eine Verstärkung des Verhaltensfaktors bei der internen Kursbildung. Der Druck des Verhaltensfaktors oder die Versuche der Marktteilnehmer, einen Spekulationsgewinn zu erzielen, könnten zu den stärksten und unvorhersehbarsten Treibern des Devisenmarktes werden.
Gleichzeitig bleiben die Inflationsrisiken erheblich. Die NBU hat ihre Inflationsprognose für 2025 auf 9,7 % (zuvor 8,7 %) und für 2026 auf 6,6 % gesenkt. Zu den Gründen zählen die Abwertung der Griwna gegenüber dem Euro, die zu einem Anstieg der Preise für Importgüter in Euro (Treibstoff, Energieträger, Konsum- und Industriegüter) führt, der hohe Anteil der Geschäftskosten sowie die Unsicherheit hinsichtlich der Ernten und der künftigen Exporte. Die langfristigen Folgen des Krieges sind ein ständiger Faktor für Risiken und Unsicherheiten. Trotz einer vorübergehenden Verlangsamung der Verbraucherpreisinflation auf 14,3 % im Juni bleiben die Inflationserwartungen bei über 10 %, was die Befürchtungen der Bevölkerung und der Unternehmen hinsichtlich der Kaufkraft der Griwna schürt und die Nachfrage nach Fremdwährungen aufrechterhält.
Am Horizont zeichnet sich ein weiterer kritischer Faktor ab: Die Lücke in der Außenfinanzierung für 2026, die zuvor auf 40 bis 60 Mrd. USD geschätzt wurde, hat sich auf 19 Mrd. USD verringert. Dies ist ein gutes Zeichen für einen möglichen Rückgang des Drucks auf den ukrainischen Devisenmarkt und die Reserven der Bankenaufsicht auf längere Sicht, obwohl das Problem der Ressourcenknappheit weiterhin besteht. Die zusätzliche Belastung des Haushalts (bereits +450 Mrd. UAH zum Haushalt 2025) und die Konzentration von 66 % der Ausgaben auf die Verteidigung führen zu einem strukturellen Defizit, dessen Deckung Gegenstand von Verhandlungen mit dem IWF, der EU und der G7 sowie der weiteren Unterstützung durch internationale Partner ist.
Somit geht der ukrainische Devisenmarkt im August in einen Modus hoher Sensibilität gegenüber globalen Signalen. Der Dollar wurde durch starke Makrodaten und Erwartungen einer milden Änderung der Politik der US-Notenbank gestützt. Der Euro erlebt unter dem Druck geopolitischer Faktoren eine kurzfristige Volatilität, bleibt aber für ukrainische Haushalte und Unternehmen als Instrument zur Sparen und zur Parkierung freier Liquidität zum Schutz vor Wertverlust attraktiv.
Ukrainische Faktoren wie Inflation, Verhaltensänderungen, die Bereitschaft der Marktteilnehmer zu Agio-Prämien und die Nachfrage nach Bargeld behalten ihren situativen Einfluss. Die Hauptentwicklung des Wechselkurses wird jedoch nicht in Kiew, sondern in Washington, Brüssel und New York stattfinden.
Zuvor hatte das Analystenteam der KYT Group in seinem Blog Szenarien für die Entwicklung der Lage auf den internationalen Devisenmärkten veröffentlicht: Bereits jetzt beobachten wir die Umsetzung einiger Signale und wahrscheinlicher langfristiger Szenarien, die in unseren Modellen prognostiziert wurden – diese können Sie unter diesem Link für ein besseres Verständnis des globalen Kontexts einsehen.
US-Dollar-Kurs: Dynamik und Analyse
Im Juli zeigte der Dollar-Kurs gegenüber der Griwna weiterhin eine hohe Stabilität mit geringen Schwankungen innerhalb eines Tages, die nicht in Trendbewegungen übergingen.
Zum zweiten Mal in Folge hält der Markt das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, und das Währungspaar USD/UAH wird in einem engen Bereich gehandelt: Der Kaufkurs der Banken liegt bei 41,50–41,60 UAH/USD, der Verkaufskurs bei 41,85–41,95 UAH/USD. Die Kauf- und Verkaufskurse der Marktteilnehmer bleiben gleich weit vom offiziellen Kurs entfernt, der trotz der reißerischen Schlagzeilen in den Medien relativ stabil bleibt und eine stabilisierende Rolle spielt – auf dem Markt gibt es nur geringfügige Schwankungen.
Der Spread zwischen Kauf und Verkauf liegt im Bereich von 40–50 Kopeken, was ein Indikator für das Fehlen von Druck auf den Kurs und die Aufrechterhaltung des zwischen der Regulierungsbehörde und den Marktteilnehmern erzielten Konsenses ist. Die Kursschwankungen liegen unter 0,2 %, was für einen Zeitraum, in dem so wichtige makroökonomische Signale gegeben werden, ein außergewöhnlich ruhiges Verhalten ist, das darauf hindeutet, dass die Entwicklung den Erwartungen entspricht und die wahrscheinlichsten Szenarien bereits zuvor von den Marktteilnehmern in den aktuellen Kursen berücksichtigt wurden.
Wichtigste Einflussfaktoren:
• Starke Makrodaten aus den USA. Der Anstieg des BIP um 3,0 % und die Beibehaltung des Leitzinses durch die Fed sind ein Signal dafür, dass der Dollar Aufwärtspotenzial hat und möglicherweise einen kurzfristigen Impuls erhalten wird. Dieses Potenzial hat sich jedoch aufgrund der allgemeinen abwartenden Haltung des Marktes noch nicht voll entfaltet.
• Erwartungen einer Zinssenkung in den USA im September. Trotz des starken Berichts sehen die Märkte Raum für eine Korrektur, was eine plötzliche deutliche Aufwertung des Dollars begrenzt.
• Hohe Devisenreserven der NBU (über 45 Mrd. USD) und kontrollierte Interventionen der Regulierungsbehörde ermöglichen ein ruhiges Marktgleichgewicht.
• Das Gleichgewicht auf dem Bargeldmarkt und die nahezu Null der Nettonachfrage nach Dollar – diese Faktoren beseitigen den internen Druck auf den Kurs und spiegeln das Fehlen eines psychologischen Drucks auf den Markt wider.
• Fehlen einer starken saisonalen Importbelastung – die Importeure zeigen keine erhöhte Aktivität, was ebenfalls die Wahrscheinlichkeit kurzfristiger Kurssprünge verringert.
• Ruhe in der Bevölkerung. Der Großteil der Bargeldnachfrage hat sich auf den Euro verlagert, wodurch der USD/UAH-Kurs technisch stabil geblieben ist.
Prognose:
Eurokurs: Dynamik und Analyse
In der zweiten Julihälfte trat der Euro auf dem ukrainischen Binnenmarkt in eine Phase der deutlichen Korrektur ein. Nach einem allmählichen Rückgang seit Monatsbeginn war in den letzten Julitagen ein starker Beschleunigung der Kursverluste zu beobachten. Der deutlichste wöchentliche Rückgang des Eurokurses seit April 2024 wurde verzeichnet: Der Gesamtrückgang seit Monatsbeginn betrug über 1,5 UAH/EUR, davon etwa 1 UAH/EUR in den letzten Tagen des Monats, als eine deutliche Beschleunigung des Abwärtstrends zu beobachten war.
Der Kaufkurs sank von 48,85 auf 47,55 UAH/EUR, der Verkaufskurs von 49,55 auf 48,30 UAH/EUR. Der offizielle Kurs der NBU wurde von 48,98 auf 48,10 UAH/EUR angepasst. Allerdings sind keine wesentlichen Abweichungen der Kauf- und Verkaufskurse der Devisenmarktteilnehmer vom offiziellen Kurs zu beobachten.
Der Spread zwischen Kauf und Verkauf verringerte sich von über 70–80 Kopeken auf 50–60 Kopeken, obwohl er in den letzten Tagen des Monats gewisse Schwankungen ohne erkennbaren Trend aufwies, was lediglich auf Versuche der Devisenmarktteilnehmer hindeutet, Verluste aufgrund der Volatilität zu vermeiden.
Insgesamt zeigt die Kursentwicklung der letzten Wochen, dass der Markt nach einer Phase aktiver Käufe im Juni und Anfang Juli begonnen hat, Gewinne zu realisieren und damit auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert hat.
Wichtigste Einflussfaktoren:
• Neues Handelsabkommen zwischen der EU und den USA. Der dauerhafte Zoll von 15 % auf die meisten Waren aus der EU in die USA hat zu einer drastischen Kehrtwende der Erwartungen geführt: Der Euro verlor gegenüber dem Dollar innerhalb eines Tages 1 %, was sich sofort auf den ukrainischen Markt auswirkte.
• Globale Aufwertung des Dollars. Das starke BIP der USA und die Rhetorik der Fed zugunsten eines vorsichtigen Ansatzes bei der Zinssenkung schufen die Grundlage für eine Neubewertung des Euro.
• Verhaltensphase der Korrektur. Der Markt war mit Bargeld in Euro gesättigt: Im Juni brachten die Banken 323 Millionen Euro (fast genauso viel wie Dollar) in die Ukraine, nach einer Kaufwelle war die zahlungsfähige Nachfrage erschöpft. Dies führte zu einer Korrektur nach Überkauf.
• Nachlassender Importdruck. Ein Teil der zuvor gekauften Euro wird nicht sofort in Warenimporte umgewandelt, was die Nachfrage auf dem Markt derzeit senkt und ihm langfristig Stabilität verleiht, da die Importeure Liquiditätsreserven in Euro gebildet haben und ihre künftige Nachfrage geringer ausfallen könnte.
• Einfluss der Erwartungen der Bevölkerung. Nach einer intensiven Belebung der Nachfrage im Juni sind die Stimmungen eines Teils der Bevölkerung und der Marktteilnehmer vorsichtiger geworden, was sich auf die Kursdynamik ausgewirkt hat.
Prognose:
Empfehlungen: Flexibilität ist die einzige Konstante in turbulenten Zeiten.
Für Unternehmen:
Für Investoren und die Bildung von Ersparnissen:
Für Spekulanten:
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Die Tätigkeit des Unternehmens entspricht den regulatorischen Anforderungen der Nationalbank der Ukraine. Die KYT Group hält sich an die EU-Standards und verfügt über Niederlassungen in Polen und plant eine grenzüberschreitende Expansion in europäische Länder.