Business news from Ukraine

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Die kreativen Prüfungen haben begonnen: Veteranen treten in die KNUBA ein

13 Juli , 2025  

An der Kiewer Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur (KNUBA) ist die Zulassungskampagne in vollem Gange – seit Anfang Juli finden kreative Wettbewerbe für Studienbewerber statt. Unter denjenigen, die in diesem Sommer Prüfungen ablegen, sind auch ukrainische Verteidiger. Insbesondere der Veteran Vadym Honcharenko hat zusammen mit einigen Kameraden beschlossen, sich an der KNUBA einzuschreiben. Sie haben sich für moderne und gefragte Fachrichtungen wie Architektur, Industrie- und Zivilbau (PTSB), Sport (Trainer Tätigkeit), Cybersicherheit sowie für einen Studiengang entschieden, dem die Universität besondere Aufmerksamkeit widmet – Ökologie und Technologien zum Schutz der Umwelt (TZNS). Nach Angaben der Veteranen sind sie sich der Bedeutung von höherer Bildung und Umschulung bewusst: Das neue Wissen wird ihnen helfen, sich am Wiederaufbau des Landes zu beteiligen und sich in einem friedlichen Leben zurechtzufinden. Vadym Honcharenko, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, betont, dass die Fortsetzung seiner Ausbildung für ihn sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance ist. Für die Universität und den Veteranencluster der Ukraine unterstreicht dieser Fall die Aktualität der Frage der Barrierefreiheit: Derzeit wird gemeinsam nach Finanzmitteln gesucht, um den Bildungsraum an die Bedürfnisse von Studierenden mit Behinderungen anzupassen.

„Der Krieg wird früher oder später zu Ende sein, aber Bildung und Wiederaufbau werden auf jeden Fall stattfinden. Darauf müssen wir uns schon jetzt vorbereiten“, sagte Natalia Goncharenko, Leiterin des Veteranenclusters der Ukraine, und zitierte dabei eine bekannte Aussage über die Unvermeidbarkeit von Frieden und Entwicklung. Als Leiterin einer Veteranenorganisation betont sie die Notwendigkeit, schon heute in das Wissen der Veteranen zu investieren. Natalia fügte hinzu, dass die Einschreibung noch läuft und diejenigen, die einen Masterstudienplatz auf staatlicher Finanzierung anstreben, noch die Chance haben, sich zu bewerben – der Staat und Partner stellen für Veteranen spezielle Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium bereit. Dank der Bemühungen des Veteranenclusters und der KNUBA sowie der Unterstützung von Geschäftspartnern wurde bereits ein Programm für Sonderstipendien für Veteranen und ihre Familien ins Leben gerufen. Der erste Sponsor dieser Initiative ist das Unternehmen Axor Industry. Bei einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung zum Start des Reintegrationsprogramms Re:Veterans Platform stellte die stellvertretende Marketingdirektorin von Axor, Olena Krekina, ein Kooperationsprogramm von Arbeitgebern für Praktika und die Vermittlung von Veteranen vor. Als Vertreterin der Stakeholder wird Elena ab dem nächsten Studienjahr an der Universität unterrichten, um ihre Erfahrungen direkt an studentische Veteranen weiterzugeben.

Diese Neuerungen werden im Rahmen der staatlichen Politik zur Unterstützung von Verteidigern umgesetzt. Am 11. Juli unterzeichneten die KNUBA und das Ministerium für Veteranenangelegenheiten eine Kooperationsvereinbarung, die die Möglichkeiten für die Ausbildung und berufliche Wiedereingliederung von Veteranen und Veteraninnen in der Ukraine erweitert. „Für die Universität ist die Ausrichtung auf Veteranen eine Antwort auf eine der größten Herausforderungen des Landes. Wir helfen Veteranen, einen neuen Beruf zu erlernen und mit aktuellen Kenntnissen und Fähigkeiten ins zivile Leben zurückzukehren“, betonte der Rektor der KNUBA, Oleksii Dniprov. Laut der stellvertretenden Ministerin für Veteranenangelegenheiten, Julia Kirillova, können Kriegsveteranen und ihre Familienangehörigen nun kostenlos einen Master-Abschluss an der KNUBA erwerben und auf der Grundlage ihres bereits erworbenen Diploms einen weiteren Abschluss erwerben. Darüber hinaus können Veteranen und ihre Kinder im Rahmen eines staatlichen Programms (Beschluss des Ministerrats Nr. 432) an Fachhochschulen der Universität studieren. Die Universität ihrerseits unterstützt das Ministerium mit Fachwissen beim Aufbau einer modernen Infrastruktur für Veteranen. Insbesondere sind Fachleute der KNUBA und des Instituts für die Wiedereingliederung von Veteranen „Architektur der Stabilität” an der Entwicklung des Konzepts „Veteranenräume” beteiligt – einem Netzwerk multifunktionaler Zentren zur Unterstützung von Veteranen und ihren Familien. Wir erinnern daran, dass Studierende der KNUBA, die Kinder von Veteranen sind, bereits jetzt eine Entschädigung für ein Studienjahr erhalten können. All diese Maßnahmen sollen unseren Verteidigern einen reibungslosen Übergang vom Militärdienst zu einer erfolgreichen zivilen Karriere ermöglichen.

Reintegration von Veteranen: Beschäftigung und Unternehmertum nach dem Krieg

Der Veteranencluster der Ukraine betont: Das wichtigste Ergebnis aller Bildungsinitiativen ist ein beschäftigter Veteran (und seine Familie) oder ein Veteran, der sein eigenes Unternehmen gegründet hat. Das Ziel besteht nicht nur darin, einen Abschluss zu erwerben, sondern auch darin, dass die Verteidiger wirtschaftlich unabhängig und in ihrem friedlichen Leben erfolgreich werden. Die weltweite Erfahrung bestätigt, dass die Integration von Veteranen in die Wirtschaft durch Bildung, Arbeit oder Unternehmertum einen starken Impuls für die Entwicklung des Landes gibt.

  • Nach dem Ersten Weltkrieg (Großbritannien): Die Regierung führte ein Programm zur Förderung der Hochschulbildung für ehemalige Soldaten ein. Von 1919 bis 1923 gab es ein Hochschulbildungsprogramm für ehemalige Soldaten, in dessen Rahmen rund 28.000 Veteranen in England und Wales Stipendien für ein Studium an Universitäten erhielten. Dies war ein beispielloser Schritt, der die Zahl der Studierenden im Vergleich zur Vorkriegszeit praktisch verdoppelte und den Grundstein für das Nachkriegs-System der Universitätsstipendien legte.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg (USA): Verabschiedung des legendären „GI Bill” – eines Gesetzes über Vergünstigungen für Veteranen. Dank dieses Programms erhielt fast die Hälfte der 16 Millionen amerikanischen Veteranen des Zweiten Weltkriegs eine Ausbildung oder Berufsausbildung auf Staatskosten. Ein solch groß angelegtes Investitionsprojekt sicherte das Land vor der Nachkriegsarbeitslosigkeit und schuf die Grundlage für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Viele Absolventen des Militärs bauten nicht nur eine erfolgreiche Karriere auf, sondern gründeten auch ihr eigenes Unternehmen – Schätzungen zufolge wurden 49,7 % der US-Veteranen nach dem Zweiten Weltkrieg Eigentümer oder Geschäftsführer eines Unternehmens, nach dem Koreakrieg waren es etwa 40 %. So entstanden Millionen von Arbeitsplätzen, die von Veteranen und Unternehmern für ihre Generation geschaffen wurden. Präsident George H. W. Bush erklärte 1990, dass der GI Bill das Leben von Millionen Menschen verändert habe, indem er „alte Barrieren durch Wege zu neuen Möglichkeiten ersetzt“ habe.
  • Wiederaufbau nach dem Krieg (Großbritannien): Auch in Großbritannien setzte man auf Bildung und soziale Unterstützung für Demobilisierte. Es wurde ein staatliches Stipendiensystem namens Further Education and Training Scheme (FETS) eingerichtet, das die Ausbildungskosten für alle interessierten ehemaligen Soldaten übernahm. Infolgedessen stieg die Zahl der jährlichen Immatrikulationen an den Universitäten des Landes von ~50.000 (vor dem Krieg) auf 80.000 nach dem Krieg. Veteranen erlernten neue Berufe – Ingenieure, Architekten, Lehrer – und beteiligten sich auf allen Ebenen am Wiederaufbau der Wirtschaft. Dieser soziale Aufstieg erhöhte die Mobilität in der Gesellschaft erheblich und ermöglichte es talentierten Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, sich nach dem Krieg zu verwirklichen.
  • Israel – „Startup Nation”: Der obligatorische Wehrdienst in der israelischen Armee wurde zur Grundlage für den phänomenalen Aufstieg des Hightech-Geschäfts des Landes. Heute hat Israel die weltweit höchste Anzahl an Start-ups pro Kopf und ein Rekordvolumen an Risikokapital. Der Kult um Unternehmertum und Innovation wurde dort maßgeblich von Veteranen der israelischen Armee geprägt. Ehemalige Soldaten, insbesondere Absolventen von Eliteeinheiten wie der Unit 8200, wenden die im Militär erworbenen Fähigkeiten in den Bereichen Führung, Teamarbeit und Lösung ungewöhnlicher Aufgaben im Geschäftsleben an. Nicht nur die Unit 8200 – Veteranen verschiedener Fachrichtungen gründen Unternehmen in den Bereichen Cybersicherheit, Programmierung und Ingenieurwesen. Start-ups von Veteranen sind der Motor dessen, was Israel als „Start-up-Nation“ bezeichnet. Laut israelischen Investoren vermittelt der Militärdienst jungen Menschen Verantwortung, Ausdauer und Kreativität – genau die Eigenschaften, die ein Unternehmer braucht. Im Ergebnis erhält der Staat eine starke Schicht gebildeter Führungskräfte, die durch ihre Erfahrung im Militärdienst gestählt sind.

Weltweite Beispiele zeigen: Wer heute in die Ausbildung von Veteranen investiert, gewinnt nicht nur sozial abgesicherte Helden, sondern auch neue Fachkräfte, Manager und Innovatoren, die in der Lage sind, die Wirtschaft voranzubringen. „Veteranen sind nicht nur eine schützende Kraft, sondern auch eine konstruktive Kraft“, betont das Unternehmen Axor, das Veteraneninitiativen unterstützt. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, den Verteidigern zu helfen, ihr Potenzial im zivilen Leben zu entfalten. In der Ukraine wird diese Philosophie bereits durch Umschulungsprogramme, Partnerschaften mit Unternehmen und die Förderung des Unternehmertums unter ehemaligen Soldaten umgesetzt. Denn jeder beschäftigte Veteran oder jedes erfolgreiche Veteranengeschäft ist nicht nur ein persönlicher Sieg des Soldaten, sondern auch ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zum Wiederaufbau des Landes.

 

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