Die Politik des Vorstandes der Nationalbank der Ukraine (NBU) bremste die soziale und wirtschaftliche Entwicklung, sie war unüberlegt und schuf Probleme und Ungleichgewichte, erklärte Vorsitzender des NBU-Rates, Bohdan Danylyshyn, auf Facebook.
„Seit Anfang 2018 hat die NBU eine straffe Geldpolitik eingeleitet (…): Der reale Diskontsatz hat 10% und mehr erreicht, der reale effektive Wechselkurs hat sich innerhalb von zwei Jahren um 24% verstärkt. Strenge monetäre Bedingungen und eine straffe Fiskalpolitik ergänzten die strukturellen Schocks der Vorschläge im Zusammenhang mit dem Verlust von Absatzmärkten und Tarifreformen im Energiesektor“, schrieb er.
Danylyshyn glaubt, dies habe die Gesamtnachfrage der Wirtschaft unterdrückt und zu einer Stagnation geführt. „Tatsächlich sind die Stagnation der Wirtschaft in Verbindung mit einer künstlichen Verbilligung der Importe die Hauptgründe für das Erreichen des Inflationsziels“, fügte er hinzu.
Seinen Schätzungen zufolge beliefen sich die wirtschaftlichen Verluste der Ukraine aufgrund der straffen Geldpolitik der NBU auf 2,5-3% des realen BIP.
Der Vorsitzende des NBU-Rates stellte auch fest, die Politik der Nationalbank habe zu einem Anstieg der Preise für Kreditressourcen und infolgedessen zu einem Rückgang des Produktionsvolumens, zur Simplifizierung der Wirtschaftstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Arbeitsmigration geführt.
„In den letzten Jahren hat der Produktionssektor der Ukraine unter Bedingungen eines ständigen Mangels an Betriebskapital gearbeitet: Kreditmittel waren nicht verfügbar, der Aktienmarkt ist praktisch nicht vorhanden, ausländische Investitionen waren knapp und zielgerichtet“, erklärte er.
Danylyshyn merkte an, in Verbindung mit dem Rückgang des Volumens der an die Realwirtschaft vergebenen Kredite schlug der Preisanstieg bei den Kreditmitteln sich in einem stetigen Trend nieder: Ihr Anteil am BIP sank im ersten Quartal 2020 auf 25%, an der Struktur der Kapitalinvestitionen auf 7%, während in den Rekordjahren die entsprechenden Zahlen 80% und 15% erreichten.
Laut dem Chef des NBU-Rates führten die Aktivitäten des NBU-Vorstands zur Maximierung des Einkommens der Finanzintermediäre sowie zur Bildung nachhaltiger Fehlanreize für das Bankensystem.
„Hohe Zinssätze und ein starker Hrywnja-Wechselkurs haben zu spekulativen Zuflüssen von Investitionen in hochverzinsliche Hrywnja -Staatsanleihen beigetragen. (…) Angesichts der Tatsache, dass der hohe Diskontsatz nicht dem Niveau der Inflationsrisiken entsprach und die Aufwertung des Wechselkurses mit den grundlegenden wirtschaftlichen Trends nicht übereinstimmte, hat die Politik der NBU zur Eindämmung der Inflation mit allen Mitteln die Anwerbung strategischer Investoren tatsächlich behindert“, glaubt Danylyshyn.
Außerdem trennten sich die Prioritäten des Bankensektors von der unzuverlässigen und komplizierten Kreditvergabe der Realwirtschaft und konzentrierten sich auf Investitionen in risikoarme staatliche Schuldverschreibungen und Einlagenzertifikate der NBU, so der Leiter des NBU-Rates.