Am 12. und 13. Juni fand in Uman ein wichtiges Branchenereignis statt – das Wirtschaftsforum „Brotindustrie 2025“. Mehr als 200 Teilnehmer aus der ganzen Ukraine – Unternehmer, Technologen, Analysten, Regierungsvertreter, Industrieverbände und Zulieferer – kamen zusammen, um eine gemeinsame Vision der Zukunft der Back-, Mühlen- und Getreideverarbeitungsindustrie zu entwerfen.
Die Veranstaltung wurde vom ukrainischen Bäckerverband, dem ukrainischen Mühlenverband und der Agro Marketing Agency organisiert. Die diesjährige Veranstaltung wurde von der Nationalen Universität Uman, einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Universitäten des Landes, beherbergt.
Lesaffre Ukraine war der allgemeine Partner, SocTrade war der Partner für die Qualitätskontrolle, Uni Blend war der spezielle Partner, Umankhlib und Umanpyvo waren die regionalen Partner, Baker ’s Bistro war der Bankettpartner und Experts Club war der offizielle Informations- und Analysepartner des Forums. Das Forum wurde unterstützt von Cherkasy UIA, OLIS, TM Voloshkove Pole, Cherkasy Bread, Wine of Ukraine, Food & Drinks, Ukrvinprom, Agro 2 Food, World Food Ukraine, Ukrkondprom. Interfax-Ukraine war der offizielle Medienpartner.
Das Forum kombinierte drei thematische Sitzungen, eine Branchendiskussion, praktische Einblicke, Meisterklassen und eine Lösungsausstellung – die Veranstaltung wurde als Plattform für den Austausch von Ideen, Fällen und Analysen konzipiert, die sich bereits auf die Effizienz und Nachhaltigkeit von Unternehmen auswirken.
Standpunkt der Regierung: Dialog, Unterstützung, Prognosen
Der erste Tag des Forums wurde mit einer Sitzung über die Regierungspolitik und ihre Auswirkungen auf die Verarbeitungsindustrie eröffnet. Taras Vysotskyi, Erster Stellvertretender Minister für Agrarpolitik, präsentierte eine aktualisierte Ernteprognose für 2025 sowie staatliche Unterstützungsmechanismen, die den Verarbeitern zur Verfügung stehen. Der Schwerpunkt lag auf der Offenheit des Ministeriums für einen systematischen Dialog mit dem Markt, insbesondere um die Programme an die tatsächlichen Bedürfnisse der Unternehmen anzupassen.
Roman Kropyvnytskyi, Direktor des Wirtschaftsministeriums, betonte die Bedeutung einer effektiven Nutzung bestehender staatlicher Unterstützungsinstrumente, ermutigte die Unternehmen zu aktivem Feedback und betonte, dass strategische Veränderungen nur möglich sind, wenn alle Akteure in der Kette zusammenarbeiten.
Oleksandr Ignatov, Direktor des staatlichen Arbeitsdienstes der Ukraine, sprach über die anstehenden Aktualisierungen der Arbeitsgesetzgebung, die den realen Arbeitsbeziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Rechnung tragen sollen. Das Thema stieß bei den Zuhörern auf reges Interesse, da es unmittelbar mit der Arbeit von Produktionsunternehmen zusammenhängt.
Es gab konstruktive Signale vom Agrarmarkt: Andrii Dykun, Leiter des UAC, konzentrierte sich auf Preisrisiken und ungleiche Margen im Jahr 2025 für Weizenproduzenten, und Oleksandra Avramenko, UCAB-Analyst, wies auf die Herausforderungen hin, die mit der Harmonisierung der ukrainischen Gesetzgebung mit den EU-Standards verbunden sind.
Mühlenindustrie: Exportdruck und Wettbewerb um Rohstoffe
Das Hauptaugenmerk lag auf der Verfügbarkeit von Mahlweizen und der Stabilität des inländischen Mehlmarktes. Rodion Rybchynskyi, Direktor des ukrainischen Mühlenverbands, stellte fest, dass die Mehlproduktion seit Beginn der bewaffneten Aggression in der Ukraine erheblich zurückgegangen ist und sich die Struktur der Exporte verändert hat. Zwei Themen sind für die Branche heute von entscheidender Bedeutung: die Verfügbarkeit von Rohstoffen aufgrund aktiver Weizenexporte und die Rückgabe von Exportquoten an die EU, die in den letzten drei Jahren zu einem Schlüsselmarkt für ukrainisches Mehl geworden ist.
Maksym Rychlivskyi (Newsfera) wies seinerseits auf den Verlust des einheimischen Roggenmarktes hin – diese Kulturpflanze wird praktisch nicht mehr angebaut, was zu einer Importabhängigkeit bei der Herstellung von Roggenmehl und dem Risiko eines vollständigen Verschwindens der entsprechenden Brotsorten führt.
Maksym Urakin (Experts Club, Interfax-Ukraine) analysierte die makroökonomischen Auswirkungen auf die Brotproduktion und die Verbrauchstrends. Er stellte fest, dass im Jahr 2025 die wichtigsten makroökonomischen Indikatoren wieder in den Vordergrund rücken werden. Die Inflation, die auf 12 % prognostiziert wird, wirft Fragen zu den Auswirkungen der Kosten auf den Verbrauch auf. Preisänderungen bei bestimmten Produkten machen sich in der Wirtschaft des Landes bemerkbar und können die Geschäftsmodelle erheblich verändern. Gleichzeitig eröffnet das prognostizierte BIP-Wachstum von 2,9 % laut M. Urakin neue Perspektiven, aber es müssen auch Schwankungen des Diskontsatzes und des Griwna-Wechselkurses berücksichtigt werden, die die Situation in den kommenden Jahren noch verschärfen könnten.
Olena Lapshova (Lesaffre Ukraine) stellte einen internationalen Kontext dar: Die Verbraucher erwarten von einem Produkt nicht nur Umweltfreundlichkeit, sondern auch einen bestätigten Nachweis von Qualität, Einfachheit und Nutzen. Diese globalen Trends werden auch weiterhin die Entwicklung der ukrainischen Industrie beeinflussen, so dass sie heute als Leitlinie für die Unternehmensentwicklung dienen sollten. Natalia Savosina (SocTrade) konzentrierte sich auf die vollständige Qualitätskontrolle – vom Feld bis zum Regal. Ihr Vortrag war technologischen Lösungen gewidmet, die Genauigkeit und Sicherheit in allen Phasen der Mehl- und Backwarenproduktion gewährleisten.
Technologie, Marketing und neue Entwicklungsprioritäten
Die dritte Sitzung des Forums war modernen technologischen Lösungen und Marketingansätzen gewidmet, die die Zukunft der Brotindustrie bestimmen. Moderiert wurde die Sitzung von Yuriy Duchenko, Erster Vizepräsident des UBA und Direktor von Kyivkhlib LLC. In seiner Eröffnungsrede wies er darauf hin, dass die Qualität des ukrainischen Mehls nicht nur ein Garant für einen stabilen Inlandsverbrauch ist, sondern auch ein Schlüssel zum Erfolg auf ausländischen Märkten. Die ukrainische Industrie hat bereits das Potenzial, die höchsten Standards zu erfüllen, aber sie braucht eine einheitliche Vision und Investitionen in Qualitätsstabilität und Rückverfolgbarkeit.
Professor Dmytro Zhygunov erläuterte die wichtigsten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Zustand des ukrainischen Weizens, insbesondere im Hinblick auf die Backeigenschaften. Er wies darauf hin, dass die Industrie eine systematische Analyse der Rohstoffbasis und ein Überdenken der Kriterien für die Getreideauswahl unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks des Mehls benötigt.
Svitlana Shynkarenko, Head of Technology bei Lesaffre Ukraine, promovierte in technischen Wissenschaften, sprach darüber, wie Gefriertechnologien nicht nur die Logistik optimieren oder die Produktionsprognose erleichtern, sondern auch zu einer Triebfeder für die Schaffung eines emotionalen Produkts werden, das den Erwartungen der modernen Verbraucher entspricht. Besonderes Augenmerk legte sie auf die Kontrolle der Gärung unter Gefrierbedingungen, die Konservierung von organoleptischen Stoffen und die Rolle von Hefelösungen bei der Gestaltung des Geschmacks.
Sergiy Tsekhmistrenko, Direktor von Uni Blend, sprach über gezielte technologische Lösungen als Element zur Steigerung der Effizienz der Bäckereiproduktion. Sein Bericht enthielt konkrete Fälle, wie die Einführung adaptiver Mischungen, um den Anforderungen eines bestimmten Unternehmens gerecht zu werden, die Änderung von Rezepten zur Verbesserung der Backstabilität und Beispiele, bei denen die Einführung von Mischungen die Produktionsverluste verringerte und die Ausbeute der Endprodukte erhöhte.
Oleksandr Vereshchynskyi, PhD, Mitbegründer von OLIS, hielt einen Vortrag, der eine Konzentration strategischer Ratschläge für Eigentümer und Ingenieure von Produktionsbetrieben darstellte: wie man häufige Konstruktionsfehler vermeidet, welche Komponenten die größte Aufmerksamkeit erfordern und wie man Energieeffizienz mit Mahlgenauigkeit kombiniert. Er betonte auch die Bedeutung der Integration der Laborkontrolle in den realen Produktionszyklus der Mühle als Instrument für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Olena Sinitsina, Gründerin von Favorite Food & Drinks, gab einen praktischen Leitfaden für Verhandlungen mit ausländischen Einzelhändlern: neue Anforderungen an Dokumentation, Logistik, Rezepte, Preisindexierung und Einhaltung lokaler Vorschriften. Sie wies darauf hin, dass ukrainische Erzeuger gute Chancen haben, Verträge abzuschließen, sofern sie flexibel und gut geschult sind.
Bohdan Shapoval (Ukrainischer Lebensmittelverband) schloss die Sitzung mit Informationen über Trends bei Eigenmarken in der EU, die Rolle der ukrainischen Industrieverbände bei der Förderung von Produkten und die Hindernisse, die für nachhaltige Exporte noch beseitigt werden müssen. Er betonte, dass die neue Phase der Zusammenarbeit mit europäischen Netzwerken eine Herausforderung, aber auch eine Chance für ukrainische Unternehmen sei, Teil der globalen Lieferkette zu werden.
Dieser Teil des Forums hat deutlich gezeigt, dass Technologie und Marketing immer stärker integriert werden. Die Zukunft der Brotindustrie liegt in personalisierten Lösungen, präzisen Investitionen, flexibler Produktion und einer systematischen Marketingpräsenz auf dem Markt.
Eine wegweisende Diskussion
Die öffentliche Diskussion zwischen Bäckern und Einzelhändlern bildete einen eigenen Block. Sie war offen, dynamisch und manchmal widersprüchlich – sie war der Höhepunkt des ersten Tages. Moderiert wurde sie von Liudmyla Khomichak (Ministerium für Agrarpolitik). Die Diskussion konzentrierte sich auf Preisgestaltung, Logistik, Vertragsspezifika und Qualitätsanforderungen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dieses Gespräch regelmäßig stattfinden und zu einer Überarbeitung der Beschaffungspolitik im Hinblick auf Vorhersehbarkeit und faire Bedingungen für beide Parteien führen sollte.
Lesaffre intensiv und Uni Blend Masterclass
Der zweite Tag des Forums wurde mit einer Informationsveranstaltung von Lesaffre Ukraine eröffnet. Die Teilnehmer beschäftigten sich eingehend mit den Themen Optimierung der Teigzubereitung, Innovationen bei der Gärung und Effizienz beim Einfrieren von Brotprodukten. Im Anschluss an die Sitzung hielt das Uni Blend-Team eine praktische Meisterklasse an der Nationalen Universität Uman ab, wo es moderne Mischungen, Backtechnologien und Ansätze zur Rezeptanpassung vorstellte.
Das Forum Brotindustrie 2025 hat sich zu einer Veranstaltung entwickelt, die nicht nur Probleme aufzeigt, sondern auch Lösungen anbietet – strategische, taktische und angewandte. Es hat Herausforderungen aufgezeigt, den Markt zusammengebracht und wichtige Prozesse angestoßen – von der Überarbeitung der Beschaffungspolitik bis hin zur Aktualisierung technologischer Ansätze. Eine herausfordernde Vermarktungssaison, neue Handelsregeln mit der EU und der Kampf um die Verbraucher liegen vor uns. Doch nach Bread Industry 2025 wird die Branche vor neuen Herausforderungen stehen. Das nächste Treffen wird im Jahr 2026 stattfinden. Und in Anbetracht der Dynamik wird es noch größer sein.
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