Nur 10 % der Ukrainer, die sich als gläubig betrachten, besuchen regelmäßig religiöse Einrichtungen. Das sind die Daten einer soziologischen Studie, die von der Active Group und dem analytischen Zentrum „Klub der Experten“ durchgeführt und auf einer Pressekonferenz in der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine vorgestellt wurde.
„Im Vergleich zu den Kennwerten für 2020 ist die Zahl der Menschen, die sich selbst als eher ungläubig betrachten, in der Ukraine gestiegen. Dieser Kennwert stieg im Laufe des Jahres von 8 % auf 13 %. Dies kann auf den umgekehrten Übergang von religiösen Praktiken zu säkularen Praktiken aufgrund des Endes der kritischen Phase der Pandemie in unserem Land zurückzuführen sein“, erklärte Mitbegründer des Klubs der Experten, Politikwissenschaftler Danylo Bohatyrev.
„Von den Menschen, die sich als gläubig betrachten, gehören 86 % zu den orthodoxen Christen, 9 % zum Katholizismus, 1,2 % zum Islam, 0,7 % zum Protestantismus, 0,3 % zum Heidentum und 0,2 % zum Judentum“, fasste die Studie Leiter der soziologischen Firma Active Group Oleksandr Poznii, zusammen.
Darüber hinaus wies O. Poznii auf eine Korrelation zwischen der Zugehörigkeit zum orthodoxen Christentum und dem Alter der Bürger hin. Die Studie ergab einen Anstieg der Anzahl der orthodoxen Gläubigen unter Menschen mittleren Alters und älteren Menschen.
Laut Mohammad Farajallah, Chefredakteur des Internetportals „Ukraine auf Arabisch“, müsse der Glaube den Traditionen und dem Leben der Nation entsprechen, in der er vorherrscht.
„Die Ukraine war immer ein multinationaler und multikonfessioneller Staat, aber die Orthodoxie ist und bleibt die Hauptreligion in der Ukraine. Was die Muslime hier betrifft, so ist der Anteil der Muslime dank der einheimischen Bevölkerung, hauptsächlich Krimtataren, weitgehend unverändert geblieben. […] In den 30 Jahren der Unabhängigkeit hat die Zahl der Neuankömmlinge, die sich in der Ukraine zum Islam bekennen, 50.000-100.000 Menschen nicht überschritten, was keine bedeutende Zahl ist“, fügte M. Farajallah hinzu.
Viele Menschen bestimmen ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Konfession vor allem aus politischen Erwägungen, meint Politikwissenschaftler und Leiter der Stiftung für ukrainische Politik Kost Bondarenko.
„Wenn man sich die reale Situation ansieht, erlaubt es die politische Voreingenommenheit nicht, über die Integration ins Kirchenleben von Mitgliedern bestimmter Konfessionen zu sprechen. Eine Sache ist es, sich zum Glauben zu bekennen, eine andere Sache ist es, in die Kirche zu gehen. Das kann man jedes Jahr beobachten, wenn Ende Juli die Prozessionen zur Feier der Christianisierung der Rus stattfinden. Allerdings sind die Prozessionen der beiden Konfessionen (der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats und der Orthodoxen Kirche der Ukraine) unterschiedlich. Die Zahl der Gemeindemitglieder in der Orthodoxen Kirche der Ukraine beträgt in der Regel 200.000-300.000 Menschen, die mit Kreuzen und Fahnen gehen, um ihr Bekenntnis zur Orthodoxie zu demonstrieren. Gleichzeitig kommen die Gemeindemitglieder der Orthodoxen Kirche der Ukraine hauptsächlich mit Nationalflaggen und Porträts von Helden des ukrainischen Pantheons. Das zeigt wirklich die Existenz von zwei Ansätzen zur Religiosität in diesen Konfessionen“, schloss Bondarenko.
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Politikwissenschaftler Danylo Bohatyrev meint, in den internationalen Beziehungen sei die wachsende Konfrontation zwischen verschiedenen Machtzentren in den letzten Wochen zu spüren.
Laut dem internationalen Experten sei die moderne geopolitische Situation in der Welt durch den Beginn nicht eines, sondern zweier kalter Kriege gekennzeichnet: Zwischen Russland und den USA in Osteuropa und zwischen China und den USA in Südostasien.
„Zum Beispiel hat das jüngste Treffen von Vertretern des US-Außenministeriums und des chinesischen Außenministeriums in Alaska die Widersprüche zwischen diesen Ländern nur verschärft. Das Treffen hat zu eindeutigen konfrontativen Aussagen geführt. Die US-Seite erhob Vorwürfe über die Menschenrechtsverletzungen in Hongkong und dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang sowie über den zunehmenden Druck auf Taiwan. Die Chinesen wiederum haben die Vereinigten Staaten auf die Fakten der Menschenrechtsverletzungen in Amerika während der Unterdrückung der Protestbewegung „Black Lives Matter“ hingewiesen“, erklärte Bohatyrev.
Ein ähnliches Niveau der Konfrontation sei auch zwischen den USA und der Russischen Föderation erreicht worden, meint der Politikwissenschaftler.
„Zurzeit sieht man Versuche, die innere Opposition in Russland und Belarus zu liquidieren. Zum Beispiel haben die russischen Behörden den Prozess der Anerkennung der Organisation von Alexei Nawalny (Stiftung für Korruptionsbekämpfung – Anm. d. Red.) als extremistische Organisation eingeleitet. In Belarus ist es auch kein Zufall, dass jetzt das Komplott der sogenannten oppositionellen Intellektuellen aufgedeckt wurde“, merkte der Experte an.
Der Politikwissenschaftler merkt an, dass all diese Prozesse in der Zukunft zu dem Phänomen der „großen Räume“ in verschiedenen Regionen der Welt führen könnten, die in Wirklichkeit Zonen des direkten Einflusses des einen oder anderen großen Staates wären.
„Wir betreten die Welt der ‚großen Räume‘, die Welt der Einflusszonen, zwischen denen sich ein kalter Krieg toben wird. Und in der Zukunft sind ernsthafte Einschränkungen der Freizügigkeit der Bürger und anderer grenzüberschreitender Aktivitäten nicht auszuschließen. Solche Dinge werden nur innerhalb eines ‚großen Raumes‘ möglich sein, das heißt, es wird zu einem realen „Eisernen Vorhang“ führen, wie es im letzten Kalten Krieg der Fall war“, resümierte Bohatyrev.
Das vollständige Video kann man auf dem YouTube-Kanal „Клуб экспертов“ (dt. „Klub der Experten“) ansehen.
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Kiew muss einen komplexen, aber notwendigen Dialog mit Warschau aufbauen, der in den letzten Jahren in eine Sackgasse geraten sei. Fairerweise muss man sagen, dass die ukrainisch-polnischen Beziehung beide Seiten in eine Sackgasse geführt hätten. Das bedeute aber nicht, dass Kyjiw mit einem vollständigen oder teilweisen Reboot der polnischen Regierung rechnen müsse, zumal dies nicht passieren dürfe, teilte Politikexperte Valentyn Haidai mit.
„Wir sollten nicht vergessen, dass wir sowohl im Falle Polens als auch im Falle Russlands zwischen sozialem, politischem und wirtschaftlichem Dialog unterscheiden sollten. Es ist kein Geheimnis, dass trotz der politischen Konfrontation zwischen den ukrainischen und russischen Eliten der Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zunimmt. Dasselbe gilt für die Situation mit Polen“, betonte Haidai im Programm auf dem YouTube-Kanal „Клуб экспертов“ (dt. „Klub der Experten“).
Zudem gebe es nach Meinung des Experten keine besondere Konfrontation zwischen den Politikern beider Länder. Es gibt keine territorialen Streitigkeiten zwischen Polen und der Ukraine. Wenn man die Revision der Grenzen durch einige marginale Kreise außer Acht lässt, dann gibt es keinen akuten Konflikt in der Frage der humanitären Politik, wie zum Beispiel mit Ungarn.
„Zu der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist es zu erwähnen, dass sie sich Anfang dieses Jahres auf mehr als 7 Mrd. EUR belief, das sind um 2 Mrd. EUR mehr als 2015, und sie wächst auch ungeachtet der Coronavirus-Pandemie weiterhin intensiv. Gleichzeitig haben sowohl die ukrainischen Exporte nach Polen als auch die polnischen Importe in die Ukraine zugenommen. Der Anstieg der Handelsraten wurde insbesondere in Bereichen wie mineralische Düngemittel, Textilwaren, mechanische und elektrische Ausrüstung, tierische Fette und Metallprodukte verzeichnet. Darüber hinaus ist die Ukraine einer der größten Empfänger polnischer Lebensmittelprodukte. Nach Angaben des Zentralen polnischen Statistikamts sind die Agrarexporte in die Ukraine um mehr als 20% gestiegen“, fügte der Politologe hinzu.
Nach dem Stand vom Ende 2019 sind in der Ukraine und in Polen über 400 Joint Ventures tätig, u.a. in Branchen wie Maschinenbau, Leichtindustrie, Lebensmittelindustrie, Agrarsektor usw. Auch die kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit wird fortgesetzt. Traditionell steht Polen im Vordergrund für ukrainische Bewerber, Postgraduierte und Wissenschaftler, in dem das Land eine Reihe von Stipendienprogrammen wie Eastern Studies, Stipendien für Nachwuchswissenschaftler, Krzysztof Skubiszewski-Stipendium durchführt.
„Die Schwierigkeit besteht darin, dass, wenn der liberale Trzaskowski gewonnen hätte, wäre es wahrscheinlich gewesen, dass Warschau selbst einen Schritt vorwärts in Richtung einer Normalisierung der Beziehung zu Kyjiw gemacht hätte. Und nach dem Sieg des konservativen Duda bei den Präsidentschaftswahlen wird sich die Suche nach Kompromissen etwas verzögern“, fasste Haidai zusammen.
Sehen Sie sich das vollständige Interview ist auf dem YouTube-Kanal „Клуб экспертов“ an.
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Im Pressezentrum der Nachrichtenagentur „Interfax-Ukraine“ wurden die Ergebnisse einer soziologischen Studie präsentiert, die das Unternehmen Active Group und „Клуб экспертов“ (dt. „Klub der Experten“) gemeinsam durchgeführt haben.
Während der Untersuchung der öffentlichen Meinung haben die Bürger die Arbeitsqualität der Regierung und der Nationalen Polizei eingeschätzt, die Einstellung zu dem Anstieg der Arbeitslosigkeit und den offiziellen Statistiken zur COVID-19-Pandemie ausgedrückt, die Hauptprobleme, die die Bewohner von Städten und Dörfern betreffen, genannt, Fragen der religiösen Sphäre behandelt usw.
Die eingeladenen Experten – Politikwissenschaftler Serhii Lozovskyi, Politikwissenschaftler Valentyn Haidai, Politikwissenschaftler Danylo Bohatyriov, Leiter der soziologischen Gesellschaft Active Group Oleksandr Pozniy – bewerteten die Ergebnisse der Studie und kommentierten die interessantesten Regelmäßigkeiten, die sich aus der Studie ergaben. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass die Regierungspartei bei den Kommunalwahlen vom 25. Oktober 2020 ihre Positionen wahrscheinlich verlieren werde, während regionale Projekte gestärkt werden.
Die Studie zeigte, dass die Bürger die Leistungen der Zentralregierung im Allgemeinen negativ bewerten. Gleichzeitig wird die Arbeit des Präsidenten von etwa 38% der Befragten positiv eingeschätzt, während die Arbeit des Premierministers und des Kabinetts insgesamt von etwas weniger als 20% der Bürger positiv bewertet wird. Die Arbeit der Nationalen Polizei wurde nur von etwa 10% der Befragten positiv bewertet, während die Streifenpolizei (Bezirksabteilungen vor Ort) von 22% der Bürger positive Einschätzungen bekam.
Die Ukrainer bewerten die Arbeit der lokalen Behörden am positivsten (45% der Befragten wählten die Optionen „4 Punkte“ und „5 Punkte“ auf einer 5-Punkte-Skala).
Nur etwa 33% der Befragten deuteten auf die Veränderungen der Arbeitszeiten und der Beschäftigung aufgrund von Quarantänemaßnahmen hin. 12,4% davon wurden in den Remote-Modus versetzt, 10,6 % wurden auf eigene Kosten in den Urlaub geschickt, bei 5% wurde die Arbeitszeit verkürzt, 3,1% wurden aufgrund von Personalabbau entlassen, 1,9% wurden in den Urlaub mit Lohnfortzahlung geschickt. Gleichzeitig arbeiten 34% weiterhin unter normalen Bedingungen.
Etwa 55% der Befragten trauen den offiziellen Statistiken des Gesundheitsministeriums zur COVID-19-Pandemie nicht, von denen 34,2% die Daten für zu hoch und 20,5% für zu niedrig eingeschätzt haben. 18,6% der Befragten vertrauen solchen Statistiken vollständig, 14,9% nur teilweise.
72% der Studienteilnehmer halten sich für gläubig (unabhängig von der Religion), etwa 24% der Ukrainer halten sich für Atheisten.
Die Hauptprobleme, die die Bewohner der Städte und Dörfer betreffen, sind: Qualität der Straßen (diese Option wurde von 54% der Befragten gewählt), Zustand öffentlicher Räume (44,7%), Zustand der häuslichen Infrastruktur (43,5%), Mangel an Arbeitsplätzen (34,2%), Höhe der Nebenkosten (31,1%), massenhafte Umbenennung von Straßen, Städten und Dörfern (29,2%).
Ausführlichere Informationen zu den Studienergebnissen finden Sie auf der Website der Gesellschaft Active Group sowie auf dem YouTube-Kanal „Клуб экспертов“ (dt. „Klub der Experten“).
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